Zwei Kinder, zwei unterschiedliche Geburten

Interview mit Sara Kulka

 

Wieso die zweite Geburt so anders lief, als sie es sich vorgestellt hat.

Wie hast du die erste Geburt erlebt? Wie kam es zum Kaiserschnitt?

„Mathilda lag in der Beckenendlage und wollte sich nicht drehen, wir haben alles versucht. Ich habe mir zwei Fachmeinungen geholt. Alle haben gesagt, wenn sie sich nicht dreht, müssen wir sie per Kaiserschnitt holen. Das war für mich total schlimm, ich hatte totale Angst davor. Ich habe mich dann irgendwann damit abgefunden, weil sie sagten, dass ein geplanter Kaiserschnitt auch etwas schönes sein kann. Ich wäre wach, bekomme alles mit, man kann sich gut vorbereiten und der Papa kann dabei sein. Dann dachte ich, ok vielleicht doch nicht so schlimm und habe ich mich damit abgefunden. Mit meinem heutigen Wissen weiß ich, ich hätte es auch normal versuchen können, wäre sie nicht zu früh gekommen.

Die Geburt ging von alleine los. Es war 4 Wochen vor ET und ich merkte es stimmt was nicht. Bin dann ins Krankenhaus und sie versuchten die Geburt so lange wie möglich herraus zu zögern. Meine Fruchtblase war kurz vor dem platzen und sie wollten die kleine vor dem Platzen der Fruchtblase holen, da sie sonst mit ihrem Popo noch tiefer ins Becken gerutscht wäre.

Ich muss ehrlich sagen, ich empfand meinen Kaiserschnitt als schön.

Der Papa war die ganze Zeit mit im Krankenhaus und die Hebamme war so eine liebe Seele. Klar, während dem Kaiserschnitt waren da so unfassbar viele Leute, mit denen ich nicht gerechnet habe. Dennoch war es wunderschön.

Sie haben sie dann geholt und ich habe sie sofort weinen hören, noch bevor ich sie gesehen habe. Dann sagte die Hebamme OH MEIN GOTT DIE STUPSNASE ,DIE STUPSNASE. Dann haben sie sie mir ganz kurz gezeigt und dann weg gebracht zum Untersuchen. Sie war ja ein Frühchen. Sie haben schnell gemerkt, dass sie fit ist. Wir reden hier auch von 55cm und 3,500g.

Sie haben dann den Papa und die kleine in einen Raum zum kuscheln gebracht und mich zugenäht. Und danach ging es mir ganz ganz schlecht, ich habe am ganzen Körper gezittert und wie einen epileptischen Anfall bekommen. Mir ging es gar nicht gut. Nach einer Sunde hat sich das reguliert und dann kam die Kleine wieder zu mir. Wir durften nach 2h in ein Familienzimmer und konnten kuscheln.

Und wie gesagt, wäre sie kein Frühchen gewesen, hätte sie vermutlich auch direkt schon länger bei mir bleiben dürfen, aber so musste sie natürlich erst mal untersucht werden. Sie hatte dann auch diese Gelbsucht.

Dass es so schön lief, lag aber auch einzig und alleine am Krankenhaus. Sie waren auch eher alternativ. Das merkte man auch, es war direkt eine Stillhebamme da, die mich sehr beim Stillen unterstützt hat. Dies fiel mir tatsächlich sehr schwer. Und wäre sie nicht da gewesen, hätte ich vermutlich nicht gestillt.“

Wie erging es dir emotional nach dem Kaiserschnitt?

„Ich habe damit nicht gerechnet, dass es so schnell zu Ende war. Ich hatte ne Schwangerschaft, wo ich bis auf den Bauch nichts gemerkt habe. Ok und die 20-30kg die ich da zugenommen habe. Aber ich war top fit. Keine Übelkeit. Vielleicht kam sie auch deswegen zu früh, weil ich so viel gemacht habe, körperlich. Mir hat aber auch keiner gesagt, ich soll einen Gang zurück schalten.

Mir ging es mental gut, nur das Stillen hat mich unter Druck gesetzt, weil das nicht so geklappt hat. Die Hebamme hat sie dann auch mit einem Löffel zugefüttert, damit sie keine Saugverwirrung bekommt. Ich bin so dankbar, dass ich diese Frau damals hatte. Aber körperlich… Mir ging es sooo schlecht, wirklich so schlecht. Ich hab das nicht verstanden, man hört von manchen Promis die machen einen Kaiserschnitt, damit man schnell wieder fit ist. Ich lag 7 Tage danach noch im Krankenhaus. Ich konnte erst nach dem 3 oder 4 Tag aufstehen, sie haben mich noch dazu gezwungen, war zusätzlich am Katheter angeschlossen. Ich hatte während dem Kaiserschnitt weniger Schmerzen als bei meiner anderen Geburt, aber das danach… Ich bin durch die Hölle gegangen, ich wollt nicht mehr, ich hab geheult vor Schmerzen. Dann kam noch meine Schwiegermutter und meinte: „Warum gehts dir den so schlecht, ich dachte man macht das, dass es einem besser geht.“

Ich dachte echt, ich bin im falschen Film. Jetzt mal ehrlich, ich hatte eine große Operation. Wenn du eine Blinddarm Entfernung bekommst, dann gehst du doch auch nicht hin und sagst: Hab dich mal nicht so, ist doch nicht so schlimm. Ist doch alles gut.

Das gute ist aber, dass der Papa mich verstanden und mich unterstützt hat.“

Wie wichtig war es dir, deine zweite Tochter vaginal zu gebären?

Das war mir sehr wichtig, weil ich das Erlebnis einfach fühlen wollte, wie das ist. Ich wollte wissen ob mein Körper in der Lage ist ein Kind zu gebären. Annabell kam 2 Wochen nach ET, fast 4,5 kg, mit einem Kopfumfang von 37cm und sie war 56cm gross. Sie war meine Propper-Annabell. Und ich habe es geschafft. Ich muss dir aber sagen, während der Geburt wollte ich aus dem Fenster springen. Ich hatte so Schmerzen und wollte nicht mehr. Sie haben mir nichts gegen die Schmerzen gegeben. Ich war überhaupt nicht vorbereitet und habe mir das alles sehr viel einfacher vorgestellt. Ich bereue es heute noch, dieses Krankenhaus gewählt zu haben. Die Hebamme war der absoluter Horror. Sorry, ich möchte kein Klischee aufmachen aber es war so eine kurz vor der Rente, verstehst du was ich meine? Ich wurde überhaupt nicht gut betreut.

Weist du was mir wichtig war? Dass die Kleine direkt auf meinen Bauch kommt, noch mit der Nabelschnur. Mir hat das so bei Mathilda gefehlt. Und weist du was passiert ist? Sie hat den Papa nach der Geburt so gedrängt die Nabelschnur durchzuschneiden und hat die Kleine direkt weg genommen. Der Papa war selbst überfordert. Ich hatte ja nur rum geschrien vor Schmerzen, Hilf mir, mach was, gib mir was gegen die Schmerzen. Er war ja selbst überfordert. Ich hab das alles vorher kommuniziert und hatte keine Kraft nach der Geburt zu diskutieren.

Als ich dann fertig war und sie mir Annabell weggenommen haben, kam der Chefarzt hoch und sagt: Oh sie hat man im ganzen Krankenhaus gehört, sie haben so laut geschrien.
Und dann setzt er sich hin und näht mich zu. Ich bin gerissen während der Geburt, aber nur wenig. Aber dann sagt er noch während dem nähen: Wie war das den eigentlich bei Germanys next Topmodel so? Wie ist die Heidi Klum den so?

Sowas hab ich echt noch nie erlebt. Ich wurde bei meinem Kaiserschnitt mit viel mehr liebe und Respekt behandelt. Würde ich jemals noch mal mit einem Kind gesegnet werden, würde ich sofort wieder in das erste Krankenhaus gehen.

Und das sind so Dinge, wo ich sage und das nur wegen der Hebamme, dass ich den Kaiserschnitt fast schöner fand als die Geburt von Annabell, weil ich dort mit mehr Respekt behandelt worden bin. Und das ist wirklich sehr traurig, dass ich das so sage.“

Hast du eine unterschiedliche Bindung zu deinen
Kindern?

Das ist absoluter Quatsch. Ich muss sagen, Mathilda ist mein erstes Kind. Natürlich ist das was ganz besonderes. Bei beiden lief es ja ähnlich ab. Ich hatte beide nach der Geburt bei mir gehabt. Aber ich kann sagen, es gibt Tage, da nervt mich das eine Kind mehr und Tage da nervt mich das andere mehr. Oder es gibt Tage da braucht mich das eine mehr und dann das andere mehr. Aber spätestens wenn ich mit beiden Kindern im Bett liege und die eine liegt rechts die andere links neben mir und ich rieche an ihren Köpfen, dann spüre ich da absolut keinen Unterschied.“

Hast du dich auf die vaginale Geburt nach Kaiserschnitt vorbereitet?

„Nein, und das war wahrscheinlich mit mein größter Fehler. Dass ich mich komplett auf das Umfeld verlassen habe. Das nächste mal würde ich mich so darauf vorbereiten, dass ich mich alleine begleiten kann. Ich dachte, dass die Hebamme so lieb ist, wie die andere und immer bei mir ist. Weist du, die war mit so viel Liebe, Mitgefühl und Empathie. Dieses aufmuntern, dass man es gut macht, sie für einen da ist. Das war so schön.

Mir wurde sogar empfohlen vaginal zu Gebären, mir hat vorher keiner Angst gemacht oder zu einem Kaiserschnitt geraten. Meine Ärztin meinte, dass der Kaiserschnitt 2 Jahre her ist und sie eine vaginale Geburt dann auch empfiehlt. So war bei mir alles gut. Aber wow, dass das Risiko nach einem Kaiserschnitt so gering ist, bzgl der Ruptur, war mir nicht bewusst. Das ist ja super spannend.“

Was würdest du deiner schwangeren Freundin raten?

„Ich würde ihr raten, sich aufjedenfall ihr eigenes Wissen anzueignen. Ich würde ihr auch raten, ihre Wünsche für die Geburt, mit ihrem Partner/Partnerin, Mutter, Freundin etc genau zu besprechen und dann auch zu kommunizieren. Wenn sie nicht in der Lage ist Entscheidungen zu treffen, dass sie jemanden an der Seite hat, der für sie einsteht und Entscheidungen trifft.

Sollte ich eine dritte Geburt haben, würde ich meine beste Freundin mitnehmen.

Jemand wo meine Grenzen und meine Bedürfnisse kennt und achtet, damit ich mich nicht mehr so übergangen fühlen muss. „

Würdest du alles wieder so machen?

 

„Die Frage habe ich mir letztens auch gestellt. Sollte ich, wenn ich nochmal schwanger bin, wieder einen Kaiserschnitt oder eine vaginale Geburt planen?

Die Frage stelle ich mir einfach weil mich diese Frau bei meiner zweiten Geburt so fertig gemacht hat. Aber natürlich würde ich die vaginale Geburt bevorzugen.

Sollte es aber ein Kaiserschnitt werden, wäre ich damit absolut fein. Würde mir das Krankenhaus aussuchen und eine begleitenden Doula. Würde mir den Kaiserschnitt aber genau so wieder wünschen.

Sollte ich eine vaginale Geburt erleben dürfen, würde ich wirklich alles anders machen. „

Vielen lieben Dank Sara Kulka, für dieses offene und ehrliche Interview.

 

Wir hoffen mit diesem Interview, dass Mamas nach einem Kaiserschnitt, die Chance ergreifen und sich auf eine erneute Schwangerschaft und Geburt vorbereiten. Eignet euch Wissen an, holt euch Unterstützung und informiert euch.

 

 

Links

Rechtliches